Die Geschichte von den Groll-Kartoffeln - oder wie es Frieden werden kann...
Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens … Alle Jahre wieder hören wir zum Weihnachtsfest jene Worte aus dem Lukasevangelium (Lk 2,13-14). Und alle Jahre wieder scheint Frieden ferner denn je in der Welt, und manchmal sogar in unseren Familien.
Frieden ist etwas, das mit Ausnahme eben in jener Heiligen Nacht - nicht einfach vom Himmel kommt. Wahrer Friede lässt sich nur durch inneren Frieden schaffen. Denn Friede ist viel mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Solange wir Emotionen wie Neid, Hass, Wut, Ärger oder sonstige negative Gefühle gegen unsere Mitmenschen in uns tragen, spiegelt sich dies meist auch nach außen in unseren Worten und Handlungen wider.
Wie Frieden dennoch gelingen kann, davon erzählt eine Geschichte aus der Nachkriegszeit, die ich mit ihnen teilen möchte, die Geschichte von den Groll-Kartoffeln…
Einmal bat ein Lehrer seine Schüler, in die nächste Stunde einen Rucksack und einen Sack Kartoffeln mitzubringen. Für jeden Menschen, gegen den sie einen Groll hegten und dem sie etwas nicht verzeihen wollten, weil er ihnen in ihrem Leben etwas angetan hatte, sollten die Schüler eine möglichst große Kartoffel wählen, auf diese den Namen dessen schreiben, gegen den oder die sie einen Groll hegten und die Kartoffel in den Ruck-sack legen. Diesen Rucksack voller Kartoffeln sollten sie eine Woche lang mit sich herumtragen, d.h. überall dahin mitnehmen, wo sie hingingen, und an die Personen denken, deren Namen auf den Kartoffeln standen. Dabei sollten sie sich fragen, wem davon sie am leichtesten verzeihen könnten. Einige trugen leichte Rucksäcke, viele aber sehr schwere Rucksäcke auf dem Rücken. Alle Schüler waren jedoch bereit, sich auf das Experiment einzulassen. Jedes Mal, so der Lehrer, wenn sie sich in der Lage fühlten, einem dieser Menschen, von dem sie sich verletzt fühlten, voll und ganz zu verzeihen, durften sie die Kartoffel mit seinem Namen aus dem Rucksack herausnehmen und beiseitelegen. Dann galt es, sich hinsichtlich der verbliebenen Kartoffeln weiter zu fragen, wem sie denn nun am leichtesten vergeben könnten. Wenn sie sich voll und ganz in der Lage fühlten, zu verzeihen, durften sie auch diese Kartoffel mit dem entsprechenden Namen aus dem Rucksack nehmen und so weiter…
Am Ende der Woche kamen alle wieder zusammen. Einige Rucksäcke waren leer, andere leichter geworden. Aber es gab niemanden, dessen Rucksack noch so gefüllt war wie eingangs der Woche.
Alle Schüler strahlten. Die herausgenommenen Kartoffeln türmten sich zu einem beachtlichen Berg auf. Gemeinsam schälten Schüler und Lehrer die Namen von den Kartoffeln ab, kochten die Kartoffeln in einem großen Topf und bereiteten eine leckere Suppe zu, von der jeder etwas abbekam.
Weihnachten, liebe Leserinnen und Leser, wird oft als Fest des Friedens gefeiert: In der Weihnachtsgeschichte des Lukas hören wir, wie die Hirten auf dem Felde auf einmal von unzähligen Engeln umgeben sind, die Gott lobten: Ehre sei Gott im Himmel! Denn er bringt der Welt Frieden und wendet sich den Menschen in Liebe zu.
Wie gesagt, Frieden ist etwas, das nicht vom Himmel fällt; um Frieden müssen wir uns aktiv bemühen. Und so lade ich Sie ein, in diesen Tagen einmal darüber nachzudenken:
An welcher Stelle in Ihrem Leben wünschen Sie sich Frieden?
Was können Sie selbst dafür tun?
Und wo geraten Sie an Ihre Grenzen, und könnten Jesus als Friedensfürst um seinen Frieden bitten?
Ich wünsche Ihnen und ihren Lieben friedliche und gesegnete Weihnachten und kommen sie behütet und gesund in das Neue Jahr 2026.
Ihr Pastor Stephan Pregitzer