Andacht zum Juni

Nachricht Ockenhausen, 02. Juni 2021

Unsere Andacht zum Monatsspruch

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen - in den Lutherbibeln ist dieser Satz fett gedruckt. Das signalisiert: Achtung! Hier haben wir eine biblische Kernstelle vor uns. Merke sie dir gut.

Gegen ein solches Verfahren ist nichts einzuwenden. Jedenfalls dann nicht, wenn man diese Sätze nicht aus dem Zusammenhang reißt. Bloße Schriftzitate, aus dem Kontext der biblischen Überlieferung herausgerissen, sind immer gefährlich. Damit kann man zum Fanatiker werden oder zur Fanatikerin, von Schlimmerem ganz zu schweigen. Lassen wir uns also vom Fettdruck dazu einladen, genau hinzuschauen.

Es handelt sich hier um ein Bekenntnis der Apostel, die man mit Predigt- und Lehrverbot belegt hatte. Ihr Bekenntnis vor der höchsten Ratsversammlung in Jerusalem lautet kurzgefasst: Wir gehören und gehorchen dem, der Gottes Liebe und Gottes Gnade in Person ist. Und weil diese Liebe und Gnade Gottes allen Menschen gilt, darum können wir davon nicht schweigen. Damit ist der innerste Kern dessen genannt, was Gehorsam gegenüber Gott meint: In Freiheit zu dem gehören zu wollen, der nicht will, dass Menschen verloren gehen. Und darum von diesem liebevollen, starken Gott zu reden und sich davon nicht abbringen zu lassen.

Dass dieses Reden auf Widerstand stößt, liegt auf der Hand. Die Geschichte ist voll von Beispielen dafür, dass Menschen mit ihrem Bekenntnis zum Gott der Liebe, der Gerechtigkeit und des Friedens auf Gegenwehr gestoßen sind und dabei nicht selten sogar mit ihrem Leben bezahlt haben. Und es ist auch eine vieler Versäumnisse, dieses Bekenntnis klar und deutlich auszusprechen – Gott sei’s geklagt. Der Fettdruck hat also seinen guten Sinn.

Der markante Satz will aber auch noch einmal in anderer Hinsicht genau betrachtet werden. Denn das kleine Wort „mehr“, das darin enthalten ist, könnte sonst leicht übersehen werden. Und dann würde der Satz weltfremd. Dass wir uns gehorsam zu Gott bekennen, schließt ja nicht aus, dass es auch einen Gehorsam gegenüber anderen Menschen gibt. Sicher, hier hat es viel Missbrauch gegeben – und den gibt es immer wieder. Aber es gibt auch einen gesunden Gehorsam, der das Zusammenleben fördert. Einen Gehorsam, der Freiheit und Vertrauen atmet.

Und trotzdem sind und bleiben es Menschen-Regeln, denen wir im Alltag oft gehorchen, und keine göttlichen. Regeln, von denen es gut ist zu wissen: sie sind begrenzt auf Zeit und Ort. Niemals dürfen solche Regeln mit göttlichen Attributen versehen werden. Hier markiert das „mehr“ die Grenze, die nicht überschritten werden darf – von denjenigen nicht, die Gehorsam fordern, und auch nicht von denen, die Gehorsam leisten.

 

Möge uns dieser „Balance-Akt“ immer wieder neu gelingen – auch in den kommenden Monaten, auf dem Weg zurück in einen freieren, uns aus „Vor-Corona-Zeiten“ vertrauteren Umgang,

Herzlich, Ihr Pastor Pregitzer

 

Winds of Change …Wind der Veränderung ist der Titel eines Liedes von der Hannoveraner Rockband The Scorpions. Es stammt aus den späten 80er Jahren und beschreibt eine Zeit des Umbruchs, als alte Regeln und Wertesysteme sich veränderten, und Menschen hoffnungsvoll nach vorne blickten.

Auch in unserer Gesellschaft – und Gemeinde – stehen Veränderungen an, die uns hoffnungsvoll nach vorne blicken lassen. So, wie der Stand der Dinge jetzt ist, wird in der kommenden Zeit wieder „mehr“ möglich sein: im alltäglichen, aber auch im gemeindlichen Miteinander. Lockerungen stehen an, und damit verbunden Veränderungen gegenüber eines, von Corona geprägten, Alltags der letzten Monate.

Wie diese Veränderungen in Bezug auf unsere Kirchengemeinde im Einzelnen aussehen, wird sich Stück für Stück zeigen; folgen Sie dazu bitte den Ankündigungen und Hinweisen auf unserer Homepage oder in den Schaukästen.

Bis zum Beginn der Sommerferien feiern wir weiterhin Gottesdienste unter freiem Himmel – und freuen uns dabei am sommerlichen Miteinander inmitten Gottes reicher Schöpfung.

Und dann werden wir ab einem bestimmten Punkt auch wieder „in unsere Friedenskirche“ zurückkehren und dort, in vertrauter Form, die Gottesdienste feiern.

Vielleicht wird dieses sommerliche Gottesdiensterleben unter freiem Himmel dann ja zu einer schönen Alternative – wie z.B. die Winterkirche auch: im Laufe des Kirchenjahres hin und wieder einmal den gottesdienstlichen Ort verändern, für eine begrenzte Zeit. Gott bleibt ja derselbe – gestern, heute und in Ewigkeit. Und egal, wo wir in seinem Namen zusammenkommen, ER ist immer dabei. Sein Segen gilt – unabhängig, von Zeit und Ort. Gott sei Dank!

Darauf vertrauend, lassen Sie uns hoffnungsvoll nach vorne schauen, und trotzdem weiterhin umsichtig und gut miteinander umgehen.

Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen

Apg 5,29