Andacht zum November
Der Herr aber richte eure Herzen aus auf die Liebe Gottes und auf das Warten auf
Christus. (2. Thessalonicher 3,5 – Monatsspruch November).
„Na, wie läuft’s denn so?“ Oder op platt „Wo geiht di dat?“Mit diesen Worten fragen
Menschen einander, wie es denn so geht, mit den alltäglichen Aufgaben und Vorha-
ben. Hätte man dem Apostel Paulus und seinen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
diese Frage gestellt, so hätten sie wohl geantwortet: „Brüder und Schwestern, betet
für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch." Mit dieser
Antwort jedenfalls setzt der Abschnitt ein, aus dem der Monatsspruch stammt
(2Thess 3,1). Und man ahnt schon: Es gibt Schwierigkeiten.
Viele Jahre sind vergangen seit der „Himmelfahrt Jesu“, seit er in den Herrschaftsbe-
reich des Vaters zurückgekehrt ist. Die Apostelgeschichte des Lukas berichtet vom
„Lauf“ des Evangeliums seit dem, von Widerständen und Zurückweisungen, auch von
gelegentlichen Erfolgen und lokalen Aufbrüchen. Doch die Ausbreitung des Evangeli-
ums ist weniger eine Apostelgeschichte. Sie ist eher eine Missionsgeschichte - und
auch eine Problemgeschichte. Das ist längst klar geworden. Nüchtern steht in der
Mitte des Abschnitts der zum Sprichwort gewordene Ausspruch: „Der Glaube ist nicht
jedermanns Ding“ (2Thess 3,2). – „Ja, fürwahr“, möchte man seufzen. So ist das wohl.
Während die frühchristlichen Missionare und Missionarinnen sich weiterhin eifrig
mühten, das Evangelium „laufen“ zu lassen, läuft es bis in die Gegenwart wirklich
nicht immer gut. Gelegentlich sieht es gar so aus, als ob gar nichts „läuft“. Es weht ein
„rauerer Wind“ in Sachen Glauben in unserer Gesellschaft. Austritte, Ablehnung und
Verwässerung werden immer mehr Glaubensalltag in unseren Gemeinden.
Aber – das war damals nicht anders als heute. Und was soll man in einer solchen Situ-
ation tun? Die Antwort ist klar: Sich auf das Wesentliche konzentrieren. Konkret heißt
das: Sich ganz tief drinnen, da, wo das Herz des Glaubens immer noch am rechten
Fleck sitzt, vom Herrn auf Gott ausrichten lassen, der uns zuerst geliebt hat, und auf
Christus warten, der uns entgegenkommt. Damit ist die Richtung weiterhin eindeutig.
Es geht immer wieder neu darum, sich auf den Weg der Liebe Gottes stellen zu lassen:
Auf den Weg, auf dem gute Beziehungen wachsen; auf dem das Wort Gottes gut
„läuft“ und Menschen erreicht; auf dem Fremde zu Nächsten werden und Feindschaft
überwunden werden kann. Auf diesem Weg wird Gottes Treue erfahrbar. Und auf die-
sem Weg wird er uns „stärken und bewahren vor dem Bösen“ (2Thess 3,3). Das ist der „Lauf“ des Glaubens - aber das ist noch nicht das Ziel. Wir warten nicht
einfach auf bessere Zeiten, sondern auf Christus, dass er in unser Leben kommt.
Schon hier und jetzt - und dann einmal in der Herrlichkeit seines Reiches. Von dort
„läuft“ uns schon jetzt sein Wort entgegen und weist uns den Weg, während wir –
IHM entgegen gehend - auf seine Ankunft warten. In der Gewissheit: ad venit – he
kummt (weer).