Gedanken zum Advent 2022

Nachricht Ockenhausen, 27. November 2022

Andacht zum Advent 2022

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch …                                               

Gedanken zum Advent 2022

 

Der Advent beginnt jedes Jahr mit der Verheißung:                                    

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch. Denn er kommt, der Herr der Herrlichkeit. Siehe, dein König kommt zu dir.

Uralte Worte, tausendfach erzählt an Lagerfeuern, gesungen, gelesen, geflüstert und gebetet. Weitergetragen durch die Zeit – wie auch jene alte Prophezeiung des Propheten Saccharja:

Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin. Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde. (Saccharja 9,9-10)

Du, Tochter Zion, freue dich sehr … Tochter Jerusalem, jauchze! - Fast wie eine adventliche To-Do-Liste für Tochter Zion. Aber da stehen keine Weihnachts-Einkäufe drauf und kein Schmücken der Wohnung.  Keine Adventskalender, die noch schnell gebastelt und befüllt werden müssen. Nein, es ist hauptsächlich eine Verheißung, die von selbst geschehen wird. Und Tochter Zions Aufgaben sind eigentlich nur zwei Dinge. Freue dich! Und: Siehe.

Freue dich! Juble laut! Das ist schwierig dieses Jahr, anders schwierig. Denn die vergangenen zwei Jahre war es ja auch nicht leicht: Wir sollten aus Angst vor Ansteckung nicht singen - zumindest nicht gemeinsam. Adventskonzerte gab es nur digital. Chorproben konnten lange Zeit nicht stattfinden. Und das alles in dieser besonderen Zeit im Jahr, die so sehr von Liedern und Melodien und dem gemeinsamen Singen lebt und geprägt ist. Das ist erst einmal vorbei – Gott sei Dank!

Aber in diesem Jahr ist es anders schwierig: Mitten in Europa hört man wieder Kanonendonner und sterben Menschen im Krieg. Und wir sollen Energie sparen: möglichst nicht allzu kuschelig heizen, und möglichst nicht zu viele Lichter anmachen. Wie kann man sich da noch von Herzen freuen?

Ich glaube, dieses Jahr wird die Weihnachtsvorfreude stiller ausfallen als sonst. Und auch Tochter Zion jubelt diesen Advent vielleicht eher innerlich und trägt ihre Freude als stille, ruhige Gewissheit im Herzen durch die Welt. Sie weiß: Der König kommt. Und wird seine Wege zu den Menschen finden.

Ich glaube, wenn Tochter Zion in Uplengen unterwegs wäre, dann wüsste sie genau, wo sie hinmuss. Da, wo keine Adventspakete ankommen und wo der Schein der Lichterkette nicht hinreicht. Da, wo am Küchentisch gerechnet wird, für welche Geschenke das Geld in diesem Jahr überhaupt reicht. Da, wo gestritten wird und die Nerven blank liegen. Wo die Kraft kaum reicht. Dahin würde sie gehen. Und sie würde sich ruhig mit dazu setzen, auf Abstand. Und dann würde sie sagen: Wisst ihr, der König ist schon unterwegs. Gerade zu euch! Zu euch, die ihr das Weihnachtslicht dieses Jahr am allermeisten braucht. Habt keine Angst!

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, liebe Leserinnen und Leser. Aber ich will mir in diesem Advent etwas von ihrer Gewissheit leihen. Von Tochter Zions unaufgeregter Zuversicht, dass Gott schon längst auf dem Weg ist. Ich will mit ihr den Advent entdecken in den schlammigen Pfützen, in denen sich Herrnhuter Sterne spiegeln. Ich will mit ihr die alten Lieder singen, die vom Frieden auf Erden singen und von Jesus Christus, unserem König. Ich will den Advent in mein Herz lassen, wenn mir die Kassiererin kurz vor Ladenschluss noch lächelnd und mit heiserer Stimme einen schönen ersten Advent wünscht. Und will mir sicher sein: Gott sucht sich seine Wege. Anders als erwartet: Mit dem Retter der Welt, der im Stroh neben Schafen geboren wird. Mit einem König, der auf einem Esel reitet. Mit Liebe, die am Kreuz stirbt und aufersteht. Jesus ist längst schon auf dem Weg. Auch zu Ihnen.

Ich wünsche Ihnen weite Herzen und eine gesegnete Adventszeit!

Pastor Stephan Pregitzer

Es grüßt:

Stephan Pregitzer
Neudorfer Straße 76
26670 Ockenhausen
Tel.: 04956 1381
Lesen Sie mehr