Unsere Andacht zum Monatsspruch
HERR, neige dein Ohr und höre! Öffne, HERR, deine Augen und sieh her! (2. Könige 19,16 – Monatsspruch August 2021)
Manchmal lassen sich Bedrohung und Gefahr in Zahlen ausdrücken. Wir haben in letzter Zeit viel Neues kennenlernen müssen, was das angeht. Worte, die wir noch nicht gehört hatten. Werte, deren Bedeutung uns nicht geläufig war: Inzidenz, Reproduktionszahl, Anzahl der Neuinfektionen pro Tag, Sterbefälle, freie Intensivbetten und Impfquote. Nach eineinhalb Jahren kennen wir uns aus mit den Maßstäben der Pandemie.
Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Hiskia ist vor 2700 Jahren der König von Juda gewesen. Er sagt als Erster diese Worte und bittet Gott um Gehör und Hinsehen. Auch das, was Hiskia bedroht, lässt sich mit einer Zahl ausdrücken: 185.000. So viele Soldaten hat Sanherib, der König von Assyrien. Juda ist winzig, Assyrien ist groß. Hiskia begreift sofort die Gefahr, zerreißt seine Kleider, zieht sich einen Sack an und geht in den Tempel, um zu beten. „Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Höre die Worte Sanheribs, der seinen Boten hergesandt hat, um den lebendigen Gott zu verhöhnen.“ So geht der Vers weiter.
185.000 Soldaten sind eine Übermacht. Wahrscheinlich hilft gar nichts mehr. Jedenfalls hat Hiskia nichts in der Hand. Selbst, wenn seine Feinde ihm 2000 Pferde stellen würden, hätte Hiskia nicht ausreichend viele Reiter. So spotten die Gesandten von Sanherib über ihn. Und es stimmt auch. Juda ist wehrlos. Auch der Verbündete im Süden, das mächtige Ägypten, springt ihnen nicht bei.
Wenn nichts mehr hilft, hilft nur noch beten: Neige dein Ohr, Gott. Und öffne deine Augen, betet Hiskia. Wir sind es gewohnt, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, wo immer es geht. Das gilt auch in Zeiten einer weltweiten Pandemie. Seit Monaten befolgen wir Regeln, schränken uns ein und hoffen, dass es endlich vorbeigeht. An uns allen, an mir, an dir. Doch - Was richtet Gott aus in der Pandemie? Traue ich Gott noch zu, mein Schicksal zu wenden und übermächtige Feinde zu besiegen? Kann ich an Gott glauben, an einen Helfer in der Not – auch in dieser Not?
Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! Hiskia kann nichts tun gegen 185.000 Soldaten. Und niemand von uns kann genau sagen, wie sich die kommenden Monate, Jahre und Jahrzehnte entwickeln werden. Mein Einfluss ist gering, aber die Bedrohungen unserer Zeit sind weit größer als ich. Sie sind überwältigend. Was bleibt also?
Wenn nichts mehr hilft, hilft nur noch beten! Darüber hinaus gib dir Mühe. Streng dich an. Hab Geduld. Kämpfe deinen Kampf. Aber gib vor allem die Hoffnung nicht auf! Die Hoffnung darauf, dass Beten wirkt.
Gott um etwas zu bitten, löst nicht automatisch alle Probleme auf, auch wenn Hiskia damals auf wundersame Weise gerettet wird. Aber Beten mindert die Last deiner Seele, auch heute noch. Denn Gott hört, was du sagst. Und Gott sieht, was du von dir zeigst. Von deinen Gedanken, deinen Gefühlen und deinen Sorgen. Darum - Neige, Herr, dein Ohr und höre! Öffne, Herr, deine Augen und sieh her! –gerade auch jetzt!