Liebe Leserinnen und Leser, diese Aufforderung Jesu begleitet uns nun durch das ganze Jahr 2021: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Barmherzigkeit - Schon mal gehört? Klingt irgendwie altmodisch, oder? Barmherzigkeit, wörtlich: ein „barmendes“ Herz haben. Doch was bedeutet das?
Barmherzigkeit ist eine Eigenschaft des Charakters. Barmherzig zu sein, heißt sein Herz zu öffnen, die Not andere Menschen wahrzunehmen - und entsprechend zu handeln. Doch warum sollte ich überhaupt barmherzig sein?
Gott selbst stellt sich uns Menschen in der Bibel als ein barmherziger Gott vor, der ein Herz für die Armen, für die Schwachen, die Unterdrückten, für die an den Rand gedrängt hat. Und ER will durch sein Handeln und seinen Einsatz für uns Menschen dafür sorgen, dass wir wieder neue Perspektiven und neue Lebensmöglichkeiten erhalten. Und weil das Gottes Haltung ist, hat das auch Konsequenzen für uns Menschen, sprich:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Barmherzigkeit üben setzt jedoch voraus, sie auch selbst empfangen zu haben. Setzt voraus sich einzugestehen: Gott hat sich mir in Gestalt des Sohnes „barmend“ zugewandt, hat meine dunkelsten Stunden auf sich genommen damit ich ein Leben in Fülle über die scheinbar unüberwindliche Grenze des Todes hinaus habe.
Wer sich in diesem Bewusstsein von Gott getragen weiß und auf sein Leben und das der Anderen schaut, wird Dank empfinden und das Bedürfnis, ein wenig von dieser geschenkten Barmherzigkeit Gottes weiterzugeben.
Barmherzigkeit ist also weniger eine christliche Pflichtübung oder falsch verstandene Leistungsethik, sondern ist die Konsequenz von am eigenen Leibe/im eigenen Leben erfahrener Güte, Nähe und Selbstlosigkeit.
Die christliche Tradition versteht unter Barmherzigkeit konkret die folgenden sieben Taten („Werke“) an unseren Mitmenschen:
Hungernde speisen
Durstigen zu trinken geben
Nackte bekleiden
Fremde beherbergen
Kranke pflegen
Gefangene besuchen
Die Toten in Würde bestatten,
Außerdem kommt sie in folgender („geistlichen“) Haltung gegenüber unseren Mitmenschen zum Ausdruck:
Die Unwissenden lehren
Den Zweiflern raten
Die Trauernden trösten
Die Sünder zur Umkehr ermutigen
Denen, die uns beleidigen, verzeihen
Die Lästigen ertragen
Für alle Menschen beten
Die Jahreslosung für das vor uns liegende Jahr 2021 ermutigt uns, genau so miteinander umzugehen.
Ich wünsche Ihnen Mut zu solch einem täglichen, tätigen Umgang miteinander - und dass Sie in diesem neuen Jahr 2021 immer wieder neu den Segen erfahren, der auf solchem Tun liegt.
Es grüßt Sie herzlich, Ihr Pastor Pregitzer.